Sankt- Georgspfadfinder in Bargteheide

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Katholische Pfadfinder in Bargteheide haben Tradition. Bereits im Jahre 1953 gründeten Jugendliche, die bisher dem Bund der deutschen katholischen Jugend angehörten, in Bargteheide einen Stamm der St. Georgspfadfinder. Zunächst gab es nur die Sippe "Elch". Bald darauf kamen die Sippen "Löwe" und "Bär" dazu. Damit war auch das Potential in der kleinen Gemeinde St. Michael weitgehend ausgeschöpft. Georgspfadfinder konnte zu der Zeit nur werden, wer katholisch und einigermaßen fest im Glauben verankert war. Zu den Aufgaben der Georgspfadfinder gehörte ganz wesentlich die aktive Teilnahme am kirchlichen Gemeindeleben. Im Stamm Bargteheide waren keine Mädchen vertreten. Sie wären, wenn sich in Bargteheide eine entsprechende Gruppe gebildet hätte, unter den St.-Georgs-pfadfinderinnen organisiert gewesen. Ende 1957 löste sich der Stamm Bargteheide auf. Es fehlte der Nachwuchs, um katholische Pfadfinderarbeit weiterzuführen.

1953 - Bei den Benediktinern in Nütschau schlug die Geburtsstunde für Bargteheider St.Georgs-Pfadfinder

Die katholische Jugend Bargteheide war über Pfingsten nach Nütschau gefahren. Bei Geländespiel, Nachtwache und Gottesdienst im Kloster nahm die Planung, in Bargteheide einen Stamm der DPSG zu gründen, konkrete Formen an.

In Nütschau. Das Kloster war noch im Aufbau und nicht so komfortabel wie heute. Wir nächtigten in der Baracke.
Von links: Gerhard Rogner, Norbert Splieth, Artur und Alfred Zielonka, Karl Kalks, ?, Herbert Kranig.
Rechts die Pfadfinderlilie der DPSG um 1950.

Bereits im Oktober treten die Georgspfadfinder im Rahmen einer Veranstaltung des Orts-jugendringes an die Öffentlichkeit. Sie beeindrucken die Besucher mit einem vor allem lautstark vorgetragenen Liederreigen. Die Heimatzeitung berichtete eingehend darüber.

Nikolausfeier der Pfarrjugend Bargteheide mit Pfarrer Garus. Von links: Anneliese Rogner, Luise Reiners, Siegmar Gomille, Karl Kalks

Die Gruppenstunden sind geprägt von Vorbereitungen auf die religiöse und praktische Pfadfinderprüfung. Gleichwohl kommt der gesellige Teil nicht zu kurz. Wenn gefeiert wird, geschieht das zusammen mit den anderen Gruppen der Kirchengemeinde. Bei der Nikolausfeier 1953 konnte Pfarrer Garus 27 Teilnehmer aus der Mädchengruppe, der Jungenschaft und der Pfadfinderschaft begrüßen. Die Sakristei der Kirche im Hammoorer Weg war ein Allzweckraum. In erster Linie natürlich Sakristei, dann Jugendraum und Treffpunkt für den Kirchenchor. Außerdem konnte man dort auch prächtig Tischtennis spielen. Hier bereiteten sich die Pfadfinder auch auf die Prüfung vor und übten z.B. komplizierte Knoten richtig zu knüpfen.

1954 - Pfadfinderprüfung und Versprechensfeier

Um "echter " Pfadfinder zu sein, mußten Prüfungen abgelegt werden. Unser Kurat, Pfarrer Garus, führte mit uns ein Gespräch über Glaubensfragen. Das war ganz locker. Wir hatten uns vorsorglich die 10 Gebote in Erinnerung gerufen und wußten Bescheid über "die sechs Stücke, die jeder kennen und glauben muß" und waren sogar imstande, die Nottaufe zu spenden.
Etwas intensiver war dann die praktische Prüfung, die ein Altpfadfinder aus Lübeck im Auftrag des Gau-Feldmeisters abnahm. Aber wir kannten uns aus in Sternbildern, Knoten, Marschzahl und Kompaß. Nun stand dem feierlichen Pfadfinderversprechen nichts mehr im Wege. Am 23. April 1954, dem Gedenktag des heiligen Georg, war es dann so weit. Im Protokollheft der DPSG Bargteheide ist das Pfadfinderversprechen wie folgt dokumentiert:

Ich verspreche bei meiner Ehre ... so klang es sechs mal hinaus in das Dunkel des Waldes. Wir haben ein lautes und klares Ja gesagt zum Pfadfindertum und seinen Forderungen... Jedem von uns wird der Augenblick unvergeßlich sein, als er, von Fackeln umgeben, vor dem Feldmeister Peter Feldkamp stehend, sein Versprechen abgab". Dies waren: Erwin Behnke, Siegmar Gomille, Günter Gusinski, Herbert Kranig, Alfred und Artur Zielonka.

Frischgebackene DPSG Pfadfinder am Lagerfeuer Sie legten am 23. April 1954 das Pfadfinderversprechen ab. Von links: Erwin Behnke, Günter Gusinski, Herbert Kranig, Alfred Zielonka Artur Zielonka.

Beliebt bei den Pfadfindern waren Tagestouren und vor allem Wochenendfahrten. Aber auch die weiteren Aktivitäten wie z.B. Gruppenabende, Tischtennis und Fußball sowie die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen übten eine große Anziehungskraft aus. Im Dezember 1954 legten Karl Kalks, Josef Elsner, Gerhard Rogner, Helmut Kranig und Günter Wolontarski ihre Pfadfinderprüfung und das feierliche Versprechen ab. Diese Gruppe bildete nun die Sippe "Löwe".

Ein Höhepunkt des Pfadfinderlebens im Jahre 1954 war die Fahrt nach Winsen. Gezeltet wurde in einer Kothe. Mittagessen wurde selbst gekocht. Ein besonderes Erlebnis war die Nachtwache

Das Banner ist dem Herrn geweiht, geweiht ist unser Leben Dem Herrn sei Dank in Ewigkeit, der uns sein Wort gegeben

Der Stamm hatte keine Kosten gescheut und sich beim Rüsthaus ein Banner bestellt. Nun war es da und sollte in der Kirche bei einem Jugendgottesdienst geweiht werden. Unser Kurat sprach das Weihegebet über das entrollte Lilienbanner und hell erklang das Lied: Laßt die Banner wehen ... Künftig war unser Lilienbanner bei allen größeren kirchlichen und auch anderen Ereignissen mit dabei.
Inzwischen hatte sich unser Stamm um die Sippe "Bär" erweitert. Zusammen mit "Elch" und "Löwe" waren wir nun eine ganz ansehnliche Schar Pfadfinder.

Im Jahre 1955
Ein Teil der Pfarrjugend mit Pastor Lange nach einem Jugendgottesdienst in der Kirche im Hammoorer Weg.

Gerhard Rogner entzündet das "Altenberger Licht" am Marienaltar

Im Jahre 1956 war dann der Höhepunkt des Pfadfinderlebens überschritten. Die alteren St.-Georgspfadfinder hatten bereits das Roveralter erreicht und widmeten sich jetzt eher beruflichem Fortkommen und der Familienplanung. Hinzu kam, daß einige Familien nach Süddeutschland umgesiedelt waren und Zuzüge zu der Teit nach Bargteheide und auf die umliegenden Dörfer kaum erfolgten. Somit fehlte uns, wie in der Diaspora leider oft, entsprechender Nachwuchs für die weitere Pfadfinderarbeit.

Bei der Grundsteinlegung der Kirche St. Michael im Voßkuhlenweg am 26. Mai 1956 sind Pfadfinder und Lilienbanner mit dabei.

Die ehemaligen DPSG-Pfadfinder freuen sich, daß es nach fast einem halben Jahrhundert wieder reges Pfadfinderleben in unserer Gemeinde St, Michael gibt und wünschen dem Stamm Nepomuk ein herzliches "Gut Pfad"

Herbert Kranig
ehemals Stammesführer